334
Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum.
und erbitterte dadurch den Kaiser so, daß er ihren Tod, den Tod der eignen Mutter, beschloß. Es wurde ein Schiff gebaut, welches durch eine besondere Vorrichtung in Trümmer ging. Agrippina bestieg dasselbe ohne Argwohn; aber kaum war sie an Bord gegangen und das Schiff auf hoher See, so fiel es auseinander. Schwimmend erreichte aber die Kaiserin Mutter erst einen Kahn und dann das Land; doch Nero, welcher von dem Zorne seiner Mutter das Schlimmste fürchtete, ließ sie nun umbringen. Auf den Rat der nichtswürdigen Poppäa Sabina, der schönen und geistreichen Gemahlin des vornehmen Senators Otho, wurde Octavia verbannt und unter den schändlichsten Beschuldigungen hingerichtet. Poppäa trennte sich nun von ihrem Gemahle und heiratete den Kaiser; aber nicht lange währte ihr Glück. Sie machte Nero einmal Vorwürfe über feine Thorheiten: ein Fußtritt war die Antwort und endete ihr Leben. Nero zeigte darnach den größten Schmerz, versetzte Poppäa unter die Gottheiten und errichtete ihr eine Kapelle, welche die Inschrift trug: „Der leibhaften Venus, Sabina, gewidmet von Roms Frauen."
Poppäas Verschwendungssucht war lächerlich. Sie unterhielt 500 Eselinnen, welche ihr die Milch für ihre täglichen Bäder lieferten, und diese Herde folgte ihr auch auf die Reife. Die Hufe ihrer Maultiere, welche die Sänfte trugen, waren mit Gold beschlagen; ihr Hausrat und ihre Garderobe überstiegen alles, was je in Rom gesehen war.
Die heldenmütige Arria. Ähnlich der trefflichen älteren Agrippina ist Arria, die Gemahlin des Pätus, welcher als Teilhaber einer verunglückten Verschwörung gegen Claudius Cäsar gefangen nach Rom geführt wurde. Vergeblich hatte sie gefleht, ihren Gemahl begleiten zu dürfen. Sie folgte dem Schiffe in einem zerbrechlichen Kahne über das stürmische adriatische Meer. Schon früher hatte sie einmal Beweise ihrer Geistesstärke gegeben. Ihr Gemahl und ein blühender Sohn waren heftig erkrankt. Der Jüngling starb, und Arria veranstaltete, ohne daß Pätus etwas erfuhr, fein Leichenbegängnis. So oft sie nach feinem Befinden gefragt wurde, versicherte sie, es gehe ihm wohl, und erst wenn sie das Krankenbett des siechen Pätus verlassen hatte, gab sie sich ihrem unermeßlichen Schmerze hin. Nach der Gefangennehmung ihres Gatten stand ihr Entschluß fest. Ihre Verwandten suchten sie davon abzubringen, und ihr Schwiegersohn fragte sie einst, ob sie denn auch wünsche, daß ihre Tochter stürbe, wenn er einmal den Tod erleiden sollte.
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377
lassen, welche er alle mit eben so vielen Wurfspießen erlegte. Laufen-
den Straußen schoß er den Kopf so ab, als ob er abgehauen war,
wozu er Geschosse mit sichelförmigem Ende hatte. Endlich ging er in
seiner Raserei so weit, daß er, wie ein gemeiner Fechter, unbekleidet
im Schaugebäude auftrat und im Zweikampf sich sehen ließ, wobei
er natürlich leicht über seinen Gegner Meister ward, da sich alle von
ihm besiegen ließen, indem sie in ihm nicht den Fechter, sondern den
Kaiser sahen. Das Volk betrachtete aber mit Unwillen diese Entehrung
der kaiserlichen Würde. Die Regierungsgeschäfte überließ er seinen
Günstlingen, dem Gardeprafecten Perennis, der im Streben nach
der Herrschaft im I. 186 seinen Kopf verlor; dann dem Freigelassenen
Klean der, der aus Habsucht und Herrschsucht eine künstliche Theue-
rung in dem von einer Pest schrecklich heimgesuchten Rom veranlaßte,
wobei es in der Stadt zwischen dem Volke und der kaiserlichen Reiterei
zu einem Gefecht kam, bis endlich Kleander enthauptet und die Ruhe
wieder hergestellt ward, im I. 189. Des Kaisers Argwohn und
Grausamkeit war besonders durch die Verschwörungen seiner Schwester
Lucilla und des Perennis, und durch den Mordversuch eines jungen
Senators gereizt worden, der am dunkeln Eingänge des Theaters sick-
plötzlich mit gezücktem Dolche auf Commodus stürzte und laut schrie:
» Dies sendet dir der Senat. « Er büßte aber auf der Stelle mit dem
Leben seine Unbesonnenheit. Die schuldigen Mitverschworenen und Ver-
dächtigen wurden schonungslos getödtet, auch seine Schwester, seine
Gemahlin Crispina und der große Rechtsgelehrte Salvius Julianus
und viele andere edle Männer hingerichtet.
Zu Ende des I. 192 faßte der Kaiser den tollen Entschluß, in
der Kaserne der öffentlichen Fechter zu wohnen. Vergebens riethen ihm
seine Freunde und seine Geliebte Marcia davon ab. Im Zorn schrieb
er auf eine Tafel die Namen derer auf, welche für die nächste Nacht
zur Ermordung bestimmt waren. Durch einen Lieblingsknaben des
Commodus kam diese Mordliste in die Hände der Marcia, die nebst
dem Gardeobersten Eclectus und dem Oberkämmerer Lätus oben an
stand. Diese beschlossen nun sogleich des Kaisers Vergiftung. Marcia
reichte ihm einen vergifteten Trank, der ihn aber nur betäubte und zu
starkem Erbrechen reizte, daher ließen ihn die Verschworenen, ihrer
eignen Sicherheit wegen, ohne Zögern erdrosseln, am 31. Dec. 192.
Der Senat befahl, den Namen des Tyrannen auf allen öffentlichen
Denkmälern zu vertilgen.
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Dessenungeachtet feierte der Kaiser einen Triumph und nannte sich
Dacicus.
Unter der zunehmenden Raubsucht und Grausamkeit des Kaisers
litten auch die Christen, die er wie die Juden drückte und besteuerte^
Seines Vaters Bruderssohn, Flavius Clemens, ließ er wegen seines
christlichen Glaubens hinrichten und verbannte den Apostel Johannes
nach der griechischen Insel Patmos, der nachher als Bischof zu Ephe-
sus starb. Ein Aufall beschleunigte den Tod des Tyrannen. Einst
zog einer seiner Pagen, wahrend er schlief/ unter dem Kopfkissen eine
Liste hervor, auf der die Namen der zum Tode bestimmten Personen
ausgezeichnet waren, und theilte sie diesen mit. Die Kaiserin Domi-
tilla, die Anführer der Leibgarde und andere Hofleute standen oben
an. Diese beschlossen daher zu ihrer eigenen Rettung des Tyrannen
Ermorduug. Am 18. Sept. 96 wurde der Kaiser in seinem Gemache,
als ihm einer der Verschworenen eine angebliche Anzeige einer Ver-
schwörung zum Lesen übergab, mit vielen Dolchstichen, nach langer
Gegenwehr, ermordet. Wenige Monate vor seinem Tode soll eine
Krähe auf dem Kapitol in griechischen Worten verkündigt haben:
v Alles wird gut gehen!« Die Deutung dieser Wundererscheinung er-
klärte man nachher in folgendem Verse:
„Auf dem tarpejischen Gipfel saß jüngst die geschwätzige Krähe;
Gut geht's, konnte sie nicht sagen, sie sagte: es wird!"
Das Volk vernahm ohne Theilnahme des Tyrannen Tod, mit
großem Unwillen aber die Soldaten, mit Freuden der Senat, der
Domitians Namen auf allen Denkmälern vertilgen ließ.
Zweiter Abschnitt.
Die Adoptivnachkommen Nerva's und die Antonine,
von 96 bis 235 n. Chr.
Vl
Nerva. Trajanus. Hadrianüs.
Der Senat erklärte sogleich nach Domitians Tode den alten,
durch Tugenden ausgezeichneten Senator, M. Coccejus Nerva, den
jener nach Tarent verbannt hatte, zum Kaiser. Nach den Schreckens-
tagen der vorigen Regierung traten mildere Zeiten ein und bessere
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Extrahierte Personennamen: Dacicus Clemens Apostel Nerva Coccejus_Nerva
346
muthmaßlichen Nachfolger Drusuö im I. 23 vergiften mit dessen
lasterhafter Gemahlin Livilla er in geheimen Einverständnisse lebte.
Als aber Tiberius die beiden altern Sohne des Germanicus, von dessen
Thaten und Ende nachher die Rede seyn wird, als künftige Stützen
des Staates dem Senate empfahl, so beschloß Sejan auch ihre Ver-
nichtung. Als ihm der Kaiser die Heirath mit Livilla verweigert hatte,
so fürchtete er eine Aenderung in den Gesinnungen seines Herrn, und
damit er keinen Mitbewerber seiner Gunst bekäme, so beredete er den
alten Kaiser, den Unruhen der Stadt auszuweichen und sich in die
Einsamkeit zurückzuziehen. Unter dem Vorwände einer Tempelweihe
in Kampanien, verließ im I. 26 der Kaiser Rom und kam nie wieder
zurück, obgleich er es immer versprach. Zu seinem Aufenthalte wählte
er die kleine Insel Capreä, j. Capri bei dem Vorgebirge Misenum,
wo nur wenige Vertraute Zutritt hatten, mit denen er sich über
Staatsangelegenheiten besprach. Außerdem hatte er auch Griechen
um sich, die sich zwar für Gelehrte ausgaben, aber mehr niedrige
Schmeichler und Possenreißer waren, und einige Theilnehmer seiner ge-
heimen Sünden. In Capri schwelgte er mm ungesehen in unzugäng-
lichen Lustpallästen oder ergötzte sich an ausgesuchten Martern der
Verurtheilten. Sejan konnte nun ungehindert sein böses Spiel treiben.
Des Germanicus Gemahlin Agrippina, von der Kaiserin-Mutter
Livia gehaßt und dem Tiberius verdächtig, wurde im I. 30 nach
Pandataria in die Verbannung geschickt, wo sie einige Jahre nachher
den Hungertod starh. Ihr Sohn Drusus, in Rom gefangen gehalten,
wurde gleichfalls umgebracht, und dessen Bruder Nero kam gewaltsam
auf der Insel Pontia, j. Ponza um. Nur der jüngere Bruder Cajus
Caligula blieb in der Gunst des Tiberius. Sejan's Uebermuth stieg
nach Livia's Tode im I. 29 immer höher. Als aber Tiberius die
gefährlichen Absichten seines Günstlings erfahren hatte, beschloß er
durch einen vertrauten Gardeoffizier, Macro, ihn zu stürzen. Sejan
ahnete die nahe Gefahr nicht. Tiberius hatte ihn noch kürzlich im I.
31 mit dem Consulate und Pontificate beehrt. Allein bald darauf
kam Macro, der noch schlechter als Sejan war, nach Rom, und las
in einer Senatsversammlung, wo Sejan sorglos erschien, einen langen
Brief des Kaisers vor, worin dieser ihn der Verrätherei beschuldigte
und ihn zu verhaften befahl. Der betäubte, von seiner Umgebung
verlassene Sejan wurde sogleich in das Gefängniß geführt und noch
an demselben Tage verurtheilt und hingerichtet; sein Leichnam durch
die Straßen geschleift und in die Tiber geworfen. Auch die schuld-
losen Kinder, ein Knabe und ein Mädchen, starben durch Henkeröhand
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Extrahierte Personennamen: Drusuö Livilla Tiberius Germanicus Sejan Livia Tiberius Drusus Cajus
Caligula Tiberius Tiberius Tiberius
Extrahierte Ortsnamen: Kampanien Rom Capri Capri Pandataria Rom Ponza Rom
158
Einteilung
rn Satrapien
Die Abgaben.
beiteil unter dem Einflüsse der Königin Mutter, der begünstigten
Gemahlin und der Verschnittenen verhandelt. Zwar sollte der erste
Sohn von den eigentlichen Gemahlinnen die Thronfolge haben, aber
es war zugleich auch die Wahl dem Könige überlassen. Mit einer
Negierung aus dem Serail ist überhaupt eine feste Erbfolge und
eine tüchtige Erziehung unverträglich, und so sehen wir auch in der
persischen Geschichte seit Darius keinen Thronwechsel ohne die schänd-
lichsten Gräuel vor sich gehen.
Darms theilte das Reich in zwanzig Provinzen oder Satra-
pien; dadurch wurde die Verwaltung einfach, aber auch willkürlich.
Die Satrapen waren aiis den angesehensten Familien, zuweilen
Verwandte oder Brüder des Königs; sie hatten die Verwaltung des
Landes, die Erhebung der Abgaben und die Sorge für die Beför-
derung des Ackerbaues und die Kultur des Landes überhaupt. Die
zwanzig Satrapien bildeten eben so viele nur lose mit einander
verbundene Staaten, jeder Satrap spielte in seiner Provinz den
König; er hatte seine Hofhaltung, seinen Harem, ein zahlreiches
bewaffnetes Gefolge oder seine Haustruppen, die von den königlichen
verschieden waren. Um das Interesse des Königs wahrzunehmen,
waren in dem Gefolge des Satrapen königliche Schreiber, welchen
die Befehle des Königs eingehändigt wurden, um sie den Satrapen
zu eröffnen. Für diese Befehle wurde der schnellste Gehorsam ver-
langt, und jede Widerspenstigkeit galt für Empörung. Die Besei-
tigung oder Hinrichtung eines rebellischen Satrapen erfolgte ohne
Beobachtung einer rechtlichen Form. Der König sandte einen Be-
vollmächtigten, welcher den Trabanten des Satrapen den Befehl zu
dessen Hinrichtung überbrachte, und die Trabanten hieben den Sa-
trapen mit ihren Säbeln nieder. Um die Befehle des Königs in
die Provinzen und Berichte aus den letzteren schnell an den Hof zu
befördern, waren Eilboten angestellt, welche nach Stationen ver-
theilt waren. Jährlich sandte der König einen Bevollmächtigten an
der Spitze eines Heeres in die Provinzen, welcher das Betragen
und die Verwaltung der Satrapen untersuchte und sie nach den
Umständen entweder unterstützte oder bestrafte. Den Oberbefehl über
die in der Provinz stehenden königlichen Truppen scheinen in der.
früheren Zeit die Satrapen nicht gehabt zu haben. Als man spä-
ter den Satrapen neben der Civilverwaltung auch den Befehl über
die Truppen anvertraute, einem Manne mehrere Satrapien über-
trug und Prinzen in entfernten Gegenden königliche Macht über-
ließ; da war Aufruhr, Zwiespalt, Willkür aller Art, kurz die Auf-
lösung des Reiches unvermeidlich. Die persische Geschichte liefert
viele Beispiele dieser Vicekönige, welche sich bald offen empörten,
bald unter dem Titel von Satrapen sich wie unabhängige Fürsten
betrugen.
Die von Darius veranstaltete Eintheilung des Reiches in Sa-
trapien hatte besonders eine bessere Benutzung aller Hülfsquellen des
großen Reiches und eine regelmäßige Verkeilung der Leistungen
und Lasten zum Zwecke. Denn in den unterworfenen Ländern sah
der persische Despotismus nur Werkzeuge zur Befriedigung seiner
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Extrahierte Personennamen: Darius Darius Darius Darius
443
einen Sohn Jupiters nennen und wünschte die Sitte der morgen-
ländischen Anbetung des Königs an seinem Hofe eingeführt zu sehen.
Die Perser erwiesen ihm diese Art von Huldigung; der Versuch
aber auch die Griechen und Macedonier dazu zu bewegen scheiterte,
obgleich mehrere derselben sich dazu bereit zeigten. In dem Bestre-
den, die verschiedenen von ihm beherrschten Nationen gleichzustellen
und zu verschmelzen, nahm er Perser in sein Heer und sogar in
seine Leibgarde auf; er setzte über die Truppen, welche er in den
eroberten Ländern aushob, persische Generale; er übertrug die Statt-
halterschaften und andere Aemter in den Provinzen nicht bloß Grie-
chen und Macedoniern, sondern auch Eingebornen; er sah es endlich
gern, wenn seine Generale die persische Sprache lernten. Alexan-
ders Landsleute verstanden die Absichten ihres Königs nicht; sie sa-
hen alle nichtgriechischen Völker als tief unter ihnen stehende Bar-
baren an und hatten nur die Unterdrückung der Besiegten und ein
bequemes und glänzendes Leben auf Kosten derselben im Auge. Sie
waren deshalb mit dem Benehmen ihres Königs nicht zufrieden, und
diese Unzufriedenheit des Heeres kränkte und schmerzte Alexander;
doch dachte dieser stets groß und edel. Die Mißstimmung Alexanders
bewirkte, daß er Hephästion und Kraterus, welche auf seine Pläne
eingingen, vorzüglich begünstigte, und daß diese Generale einen
Einfluß auf ihn erlangten, welchen sie oft mißbrauchten. Seit dem
indischen Feldzuge gab Alexander auch elenden Höflingen Gehör und
zeigte Wohlgefallen an Schmeicheleien.
In der Mißstimmung Alexanders und der macedonischen Gene-
rale findet zum Theil ein Vorfall Erklärung, welcher in der sogdia-
nischen Stadt Marakanda sich ereignete. Bei einem festlichen Mahle
erhoben Schmeichler die Thaten Alexanders über die Züge des Bac-
chus und des Herakles und die Thaten Philipps. Klitus, vom Wein
aufgeregt, schrie: Alexander habe seine Thaten nicht allein verrichtet,
die Macedonier hätten das Meiste gethan. Er erhob Philipp weit
über den Sohn und richtete seine beleidigenden Worte sogar geradezu
an den König. Zornig sprang Alexander auf und wollte nach sei-
nen Waffen greifen; aber die anderen Generale hatten diese bereits
weggeschafft. Man entfernte den betrunkenen Klitus; dieser drang
aber wieder in den Saal und stieß neue Spottreden gegen den Kö-
nig aus. Da riß dieser, welcher ebenfalls nicht mehr nüchtern war,
einem Trabanten den Speer aus der Hand und durchbohrte seinen
Beleidiger. Aber in dem Augenblicke waren sein Rausch und Zorn
verschwunden. Er soll sich drei Tage lang jammernd und wehkla-
gend mit Klitus Leiche eingeschlossen, niemand vor sich gelassen und
weder Speise noch Trank zu sich genommen haben. Erst nach lan-
gen Bitten der Generale und Soldaten beruhigte er sich. Ein ähn-
licher Vorfall brachte auch den Philosophen Kallisthenes um die
Gunst des Königs. Kallisthenes, ein Schüler und Verwandter des
Aristoteles, hatte sich bisher als Geschichtschreiber Alexanders bemüht,
dessen Thaten mit rhetorischem Prunke weit über die aller Heroen
zu erheben. Aber eifersüchtig und unwillig über den wachsenden
Einfluß des Auaxarchus, eines nichtswürdigen Sophisten, widersetzte
er sich der Einführung des Niederfallens vor dem Könige, als diese
bei einem Gelage zur Sprache gebracht wurde. Bald nachher wurde
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexanders Alexander Alexander Alexanders Alexanders Philipps Alexander Alexander Philipp Philipp Alexander Alexander Alexanders
366
Valentim'an, fand sich mit den Hunnen ab und machte sich beim
Abschlüsse dieses Vertrages so verdient um den neuen Thron,
daß die Regentin volles Zutrauen zu ihm faßte und ihm die
höchste militärische Gewalt und die erste Stelle in ihrem Staats-
rathe übertrug.
Valentinianus Hl. (425—455). Unter der schwachen
Regierung dieses Kaisers, der fast sein ganzes Leben hindurch
unter der Vormundschaft seiner Mutter blieb, gingen fast alle
noch übrigen Provinzen des Reiches verloren. Ranke umstrickten
den Hof. Der zweizüngige Aetius, voll Eifersucht über das
Ansehen, das der verdienstvolle Statthalter von Afrika, Boni-
facius, bei Hofe genoß, schwärzte diesen bei der Kaiserin-
Mutter an, als wolle sich derselbe zum Herrn von Afrika machen
und flüsterte ihr ein, sie mögte, zur Probe, ihn unter irgend einem
Vorwände nach Hofe berufen, dann würde sich Herausstellen, ob er
gehorchen und Afrika verlassen würde. Da er sah, daß der Argwohn
bei ihr Wurzel faßte, ließ er dem Bonifacius durch einen seiner Ge-
treuen die vertrauliche Mittheilung machen: er stehe bei Hofe in
Verdacht; die undankbare Herrscherin beabsichtige, ihn zu stürzen;
er möge die Nachricht äußerst geheim halten; von der Wahr-
heit derselben könnte er sich überzeugen, wenn er unter irgend
einem eitlen Vorwände an den Hof gerufen würde. Bonifacius
wurde wirklich dahin gerufen und kam nicht. Placidia, die nun
an der Treue des Aötius nicht zweifelte, sandte sogleich Truppen
ab, den vermeintlichen Rebellen anzugreifen. Um sich in seiner
Provinz behaupten zu können, rief Bonifacius schleunigst d.ie
Vandalen unter Geiserich aus Spanien nach Afrika zu Hülfe
herüber (429). Zu spät wurden Placidia und Bonifacius ent-
täuscht und versöhnt. Dieser bereuete seine rasche That und
wollte sich den gelandeten Barbaren widersetzen; allein er wurde
geschlagen und zur Rückkehr nach Italien genöthigt. Die Sieger
gründeten alsbald auf der Nordküfte Afrika's das van dali-
sch e Reich mit der Hauptstadt Karthago'), eroberten Sicilien
und die Balearen und machten sich durch ihre Freibeuterei allen
C. Männert, Geschichte der Vandalen. Leipzig, 1785. — Unter
der Geißel dieser raubsüchtigen Barbaren wurde das blühende Afrika zu
einer Wüstenei. Bei der Belagerung von Hippo (Bona) starb 430 der
h. Augustinus, Bischof dieser Stadt.
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330
durch ihn eine festere Einrichtung 3), die bis auf Constantin bei-
behalten und auch von diesem wenig geändert wurde. Eine be-
sondere Sorgfalt wandte er der Justiz zu. Aus gelehrten Ju-
risten bildete er sich einen geheimen Rath (Consistorium Principis),
und indem er durch den Rechtsgelehrten Salvius Julianus aus
den Edicten der Prätoren ein feststehendes prätorisches Edict ab-
fassen ließ, machte er die Gerichtsbarkeit vom Kaiser abhängig.
Selbst Freund und Kenner der Künste und Wissenschaften, be-
förderte er dieselben auf's eifrigste, ließ aber dabei eine gewisse
Eitelkeit und Abnahme des ächten Geschmackes wahrnehmen.
Gelehrte und Künstler von allen Fächern bildeten immerfort seine
nächste Umgebung. Unter der Negierung dieses kunstliebenden
Kaisers wurde der Friede fast nur durch einen Aufstand der
Juden unter Bar Kochbah unterbrochen. Veranlassung hiezu
war die Anlegung einer römischen Kolonie (Aelia Capitolina)
mit einem Tempel des Jupiter Capitolinus auf den Trümmern
von Jerusalem. Hierüber kam es zu einem fürchterlichen Ver-
tilgungskriege (133—135), und mehr als eine halbe Million.
Juden büßte den neuen Aufstand mit dem Leben. Gegen das
Ende seiner Regierung ward er immer trübsinniger, und manche
Grausamkeiten verdunkelten den Abend seines thatkräftigen Le-
bens. Der kinderlose Kaiser adoptirte den Consular T. Antoni-
nus und starb in tiefer Melancholie zu Bajä.
T. Äl. Had. Antoninus Pius (138—161). Dieser
war noch friedlicher gesinnt, als sein Vorgänger. Während sei-
ner milden geräuschlosen Regierung verbreitete er als ein wahrer
Vater seiner Untergebenen überall Glück und Segen. „Ich will
lieber einem Bürger das Leben erhalten, als tausend Feinde
tödten!" war das schöne Wort, mit welchem er jede Aufforde-
rung zu unnützen Kriegen zurückwies. Den benachbarten Völ
kern galt jedoch sein Wort als ein Befehl, und selbst die
3) Neben dem geheimen Nathe (Consistorium principis) bestand ein
Ober Hof Meister (magister officiorum), welcher die Audienzen besorgte
und den eigentlichen Hofstaat beaufsichtigte; ein Hvfcanzler (quaestor
sacri palatii;; Hofschatzmeister (comes sacrarum largitionum); ein
Kammerpräsident (comes rerum privatarum); ein Oberkam me r-
hcrr (primicerius sacri palatii); die Obristen der Leibwache (comes equi-
tum, peditum domesticorum); der einflußreiche Oberbefehlshaber derselben
(praefectus praetorio) und der Stadtrichter (praefectus urbi).
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Extrahierte Personennamen: Constantin Aelia_Capitolina Capitolinus
371
seit der Verheerung durch Alarich noch vorhanden waren, wur-
den als Beute von den rohen Vandalen abgeführt, die außer-
dem noch viele Tausende der vornehmeren Römer beiderlei Ge-
schlechts, unter diesen auch die Kaiserin nebst ihren beiden Töchtern,
mit sich fort nach Karthago schleppten, um von ihnen ein hohes
Lösegeld zu erpressen. So ward Karthagos Schicksal an seiner
Siegerin gerächt. Den morschen Thron überließ Geiserich dem
Zufall. Da gewann der Sueve Ricimer, der eben so tapfere
als verschlagene Anführer der barbarischen Miethstruppen, sol-
chen Einfluß, daß er bis zu seinem Tode (472) willkürlich über
Thron und Reich verfügte, ohne sich selbst mit dem kaiserlichen
Purpur zu bekleiden ^). Zuerst zwang er den Feldherrn Ari-
tus, der auf Anrathen des westgothischen Königs Theo do-
rr ch Ii. zu Arles in Gallien den Jmperatortitel angenommen
hatte, zur Abdankung (456) und bekleidete zu Ende des Jahres
457 den Feldherrn Majorianus zu Ravenna mit dem kaiser-
lichen Purpur (457 — 461). Dieser war ein einsichtsvoller,
thatkräftiger Kaiser, der durch manche zweckmäßige Anordnungen
das wankende Staatsgebäude zu stützen suchte. Seine Haupt-
anstrengung richtete er gegen den Vandalenkönig, dessen Ge-
schwader seit Jahren straflos die Küsten Italiens, Siciliens,
Galliens und Spaniens geplündert, allen Verkehr gelähmt hatten.
Allein das mit Umsicht und Kraft eingeleitete Unternehmen schei-
terte an Geiserich's Schlauheit. Es gelang ihm nämlich, einen
Theil der römischen für die Überfahrt nach Afrika ausgerüsteten
Flotte durch Verrath abwendig zu machen, in Folge dessen der
Kaiser vom Kriege abließ und mit ihm Frieden schloß. Ricimer
aber, der schon längst eifersüchtig auf einen Regenten war, durch
dessen thatkräftiges Auftreten sein eigener Einfluß immer mehr
beschränkt wurde, ließ diesen nun im August 461 hinrichten
und setzte den schwachen Severus auf den Thron, in dessen
Namen er nach Laune schalten konnte. Bald aber zeigten sich
die Folgen eines so unheilvollen Spieles mit Thronen. In
Dalmatien wollte Marcellinus, ein alter Waffengefährte des
Aötius, den Schattenkaiser nicht anerkennen und erklärte sich für 4
4) Ricimer vir egregius et paene tune in Italia ad êxercitüm sin-
gularis. Jom. de reb. Get. c. 45. — Von väterlicher Seite war er
Sueve, von mütterlicher Westgoth e.
24 *
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Karthagos Theo_do- August Marcellinus Westgoth
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
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Job t>es ^aätfts)cnel.
den. Da nun ein maeedonischer Edelknabe, Hermolaus, den der König, von seinem Jähzorn fortgerissen, ohne eine wirkliche Verschuldung in Gegenwart der übrigen Edelknaben mit Schlägen hatte züchtigen lassen, mit mehreren Jünglingen sich gegen das Leben des Königs verschwor und die Verschwörung vor dem Ausbruch entdeckt, ihr Urheber mit den andern gefoltert und hingerichtet worden war, bot sich eine Gelegenheit auch an Kallistheues Rache zu nehmen. Denn obwohl die gefolterten Jünglinge feine Unschuld au der Verschwörung standhaft behauptet hatten, glaubte man dennoch ihn als Mitschuldigen behandeln zu dürfen, weil Hermolaus fein anhänglicher Schüler gewesen war. Welche Rache an ihm genommen wurde, ist ungewiß. Nach den einen soll er hingerichtet, nach den andern nur iu fortwährender Haft gehalten worden sein, in welcher er nach einiger Zeit an der Läusekrankheit gestorben sei.
Drittes Kapitel.
Der ftnrgsstig Alexanders nach Indien (327- 325 v. Lhr.).
Nachdem Alexander in drei Jahren die Gegenden diesseits und jenseits des Flusses Oxus wiederholt und überall siegreich, wiewohl unter den größten Schwierigkeiten xinb Gefahren durchzogen, zur Befestigung seiner Herrschaft an verschiedenen Punkten acht neue Städte gebaut und dieselben mit Macedoniern bevölkert, auch aus diesen Ländern selbst dreißig-tnüfend Knaben zum künftigen Dienst in seinem Heere ausgehobeu hatte, trat er seinen weitern Zug uach Jubicn an. Das Verlangen nach unbegrenzten Eroberungen herrschte in ihm, ehe er sich den Rachezng gegen Persien auftragen ließ; aber dieser war nur der Anfang derselben. Sobald er die Unterwerfung des Perserreiches ihrer Vollendung nahe sah, faßte er diesen neuen, noch größeren Plan. Er stand um die Zeit, da Vessus noch nicht in seiner Gewalt und noch mancher Kriegszug in der Nähe zu machen war, mit zwanzigtausend Manu Fußvolk und dreitausend Reitern noch in der Nähe des kaspischen Meeres, als er schon seine Leute auf die Ausführung jener Absichten vorzubereiten suchte. Demi er fürchtete, es möchte ihm ihre Abneigung gegen einen Krieg, der sie immer weiter von der Heimat entfernte, hinderlich sein. Dorum sagte er ihnen: was sie bis jetzt von Asien gesehen, sei nür unbedeutend. Dieser Weltteil
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Alexanders Alexander Alexander